Und wie unterscheidet sich gewaltfreie Kommunikation davon?

Gewaltfreie Kommunikation mit Kindern
Du hast dich bestimmt auch schon in Situationen wiedergefunden, in denen es dir schwer gefallen ist, die Fassung zu bewahren.
Vielleicht hat dein Kind die komplette Wohnung in ein Chaos gestürzt? Oder vielleicht ist dein Nachwuchs gerade im Trotzalter und will um keinen Preis tun, was du ihm sagst?
Was ist Kommunikation?
Als Kommunikation wird der Prozess bezeichnet, bei dem ein Sender dem Empfänger eine Nachricht zukommen lässt. Hierbei ist es egal ob diese Mitteilung verbal oder nonverbal übermittelt wird.
Kommunikation ist also der Austausch zwischen Menschen. Vorrausgesetzt ist Achtsamkeit.
Außerdem kann Kommunikation bewusst oder unbewusst stattfinden.
Arten der Kommunikation
Das klassische Verständnis von Kommunikation zwischen zwei Menschen, die miteinander verbal reden, ist nicht die einzige Form von Kommunikation.
Ein paar wichtige Arten der Kommunikation stelle ich euch im Folgenden vor.
Unterstützte Kommunikation
Menschen, die nicht sprechen können und ihre Hände auch nicht zum Verständigen benutzen können, bedienen sich der unterstützten Kommunikation (UK), also der Kommunikation mithilfe von Kommunikationsmitteln. DIese können sein:
- ein Sprachcomputer
- eine Bildtafel
Unterstützte Kommunikation orientiert sich am humanistischen Grundsatz, dass jeder Mensch das Recht auf Selbstbestimmung und Partizipation hat, egal welche körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen eine Person hat. Jeder Mensch hat schließlich ein Bedürfnis nach gesellschaftlichem Kontakt und Kommunikation mit Anderen.
Gestützte Kommunikation
Die gestützte Kommunikation ist eine Form der unterstützten Kommunikation. Beim Zeigen auf ein Bilder wird der Arm durch eine Stützperson geführt. Beim Schreiben wird die Hand des Betroffenen gestützt.
Ein wichtiger Teil der gestützten Kommunikation ist außerdem die emotionale Zuwendung und Ermutigung. So wird die Konzentration gebündelt und die Kommunikation strukturiert.
Obowhl diese Methode der Kommunikation einigen nicht- oder nur wenigsprechenden Menschen die Kommunikation erlaubt, ist sie umstritten. Einige Wissenschaftler sind der Meinung das die Methode nicht hilfreich ist und die Betroffenen sogar schädigen kann.
Wertschätzende Kommunikation
Bei der wertschätzenden Kommunikation macht man eben genau das: man kommuniziert wertschätzend miteinander. Die einfühlsame und wertschätzende Grundeinstellung sich selbst und anderen gegenüber ist der Grundbaustein:
- menschliche Bedürfnisse motivieren alle Handlungen
- diese Bedürfnisse sind unter anderen:
- Einfühlung,
- Mitgefühl und
- Wertschätzung.
- diese Bedürfnisse sind unter anderen:
- Menschen handeln nur um ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und nicht gegen andere.
- Die eigenen Bedürfnisse sind genau so wichtig wie die der anderen.
Mit diesen Annahmen können sich anbahnende Konflikte in friedliche Gespräche verwandelt werden, sodass das Miteinander harmonischer verläuft.

GFK nach Rosenberg
Das Prinzip der gewaltfreien Kommunikation (gfK) wurde nicht speziell für den Umgang mit Kindern entwickelt, sondern ist ein Konzept, welches in jedem Alter angewandt werden kann.
Das Handlungskonzept wurde von Marshall Rosenberg entwickelt.
Es dient dazu, die zwischenmenschliche Kommunikation so zu gestalten, dass durch sie mehr Vertrauen und Respekt entsteht. Dabei handelt es sich nicht um eine Manipulationstechnik.
Im Vordergrund steht die Wertschätzung und Kooperation der Kommunizierenden. Die Methode der gewaltfreien Kommunikation eignet sich sowohl für eine friedliche Konfliktlösung in der Familie, als auch im Beruf.
Was du hier lernst, kann dir also nicht nur im Umgang mit deinem Kind, sondern mit der ganzen Familie und deinem beruflichen Umfeld helfen.
Was ist gewaltfreie Kommunikation?
In der gewaltfreien Kommunikation wird versucht Bewertungen, ob etwas richtig oder falsch ist, zu vermeiden. Statt der Bewertung soll hinterfragt werden, welche Bedürfnisse der Gesprächspartner hat.
Es geht darum, die Beziehung nicht auf Belohnungen und Strafen aufzubauen, sondern sie auf Basis von Liebe und Respekt zu festigen.
Diese Art der Kommunikation fühlt sich für fast alle zuerst sehr unnatürlich an, da sie für die Meisten selbst fremd ist. Es ist ungewohnt Dinge nicht nach den Kriterien „richtig oder falsch“ und „gut oder böse“ einzuteilen.
Genau darin liegt aber die Wirksamkeit der gewaltfreien Kommunikation mit Kindern.
Aber was hat das mit Kindersicherheit zu tun? Oft ist die körperliche Unversehrtheit das Erste woran beim Thema Kindersicherheit gedacht wird. Aber auch die emotionale Unversehrtheit gehört zu einer sicheren Kindheit dazu.
Jeder Erwachsene hat erlebt, wie verletzend Wörter sein können. Auch Missverständnisse gehören oft zum Alltag dazu. Die richtige Kommunikation kann helfen diese schnell aufzuklären.
Ziehen sich im Gegensatz dazu beide Parteien einfach zurück, ist die Kommunikation gescheitert. Das Leben birgt eine Menge Konflikte. Es ist hilfreich dein Kind, durch eine ausgeprägte Kommunikationsfähigkeit, darauf vorzubereiten.
Wie funktioniert gewaltfreie Kommunikation mit Kindern?
Die Gleichung ist dabei denkbar einfach: Wenn jemand empathisch mit dir kommuniziert fühlst du dich wertgeschätzt.
Wenn du die Bedürfnisse anderer nachvollziehen kannst, kannst du ihre Handlungsweise besser verstehen.
Diese Annahme ist der Grudnbaustein der gfK. Die Beobachtung und Beschreibung der Situation, sowie die vorherrschenden Gefühle und Bedürfnisse stehen im Vordergrund.
Aus den Bedürfnissen geht schließlich eine Bitte hervor, welche den Anstoß zur Problemlösung gibt. Das folgende Beispiel veranschaulicht, die gewaltfreie Kommunikation mit Kindern.
Lebensentfremdende Kommunikation
Der Gegensatz zur gfK ist die lebensentfremdende Kommunikation. Sie beruht auf moralischen Urteilen, Vergleichen, dem hin und her schieben von Verantwortung sowie dem Stellen von Forderungen.
Stelle dir vor, dein Kind hat sein Spielzeug mal wieder in der ganzen Wohnung verteilt. Du kommst nach einem anstrengenden Arbeitstag nach Hause und weil du mit Einkaufstaschen bepackt bist übersiehst du eins der Spielzeuge, stolperst darüber und fällst hin.
Die Einkäufe natürlich auch. Vielleicht ist dabei ja sogar noch eine Verpackung aufgeplatzt. Das folgende Gespräch wird in vielen Familien wohl so ablaufen:
„Du verhältst dich total schlampig! Es ist dir wohl total egal, wie es hier aussieht, wenn ich nach Hause komme. Du stiftest immer nur Chaos! Wenn so etwas nochmal vorkommt werfe ich alle deine Spielsachen weg!“
Durch diese Aussage versteht dein Kind zwar, dass du von der Situation nicht begeistert bist, es fühlt sich aber gleichzeitig auch angegriffen und zu Unrecht verurteilt. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich das Kind den Vorwurf nicht zu Herzen nimmt und im schlimmsten Fall eine Angst entwickelt.
Gewaltfreie Kommunikation
Wenn du die Methode der gewaltfreien Kommunikation mit Kindern anwenden möchtest, bleibt diese Situation selbstverständlich nicht unkommentiert. Allerdings wird das Verhalten des Kindes dabei nicht gewertet und es wird auch nicht mit Vorwürfen konfrontiert. Das Ziel ist die gemeinsame, respektvolle Lösung des Problems. Deine Aussagen könnte hierbei so aussehen:
„Ich habe bemerkt, dass du deine Spielsachen immer öfter einfach in der Wohnung herumliegen lässt. Ich fühle mich gestresst, wenn ich nach Hause komme und erst noch dafür sorgen muss, dass hier Ordnung herrscht. Lass uns zusammen eine Regelung finden, wie wir Spiel und Spaß mit dem Bedürfnis nach Ordnung verbinden können.“
Dir wird auffallen, dass das Kind in diesem Beispiel für sein Verhalten nicht verurteilt wurde. Dafür weiß es nun ganz genau, wie du dich durch sein Verhalten fühlst. Eine Aussage nach dem Prinzip der gewaltfreien Kommunikation sollte immer durch vier Punkte aufgebaut sein:
- Beobachtung
- Gefühl
- Bedürfnis und
- Bitte
SafetyMum

Wie kann man die Methode Kindern erklären?
Besonders bei der Kommunikation zwischen Eltern und Kind kann es schon helfen, wenn nur die Erwachsenen die Methode anwenden. Da Kinder von den Erwachsenen lernen wie Kommunikation funktioniert, ist es wahrscheinlich, dass dein Nachwuchs die Methode nach einer Zeit in Teilen übernimmt.
Giraffensprache
Wenn du deinem Kind aber erklären möchtest was gewaltfreie Kommunikation ist, so kannst du es mit den Begriffen „Giraffensprache“ und „Wolfssprache“ tun.
- Die Wolfssprache (lebensentfremdende Kommunikation) sorgt dafür, der andere sich wehren, ausweichen oder zurückziehen muss. Dabei fühlen sich beide nach der Kommunikation nicht besser und es wurde auch keine Lösung für das Problem gefunden.
- Die Giraffe (gewaltfreie Kommunikation) hingegen überblickt mit ihrem langen Hals die ganze Situation. Sie beobachtet genau was passiert und kann dadurch viel empathischer Reagieren. Auf Basis dieser respektvollen Reaktion kann eine gemeinsame Lösung entstehen.
Die Giraffe hat das größte Herz bei den Landsäugetieren, somit gilt sie als Symbol für besonders viel Mitgefühl.
Heile Welt, dank gewaltfreier Kommunikation mit Kindern?
Nein. Dein Kind wird nach wie vor seinen eigenen Kopf durchsetzen wollen. Die Grenzen werden weiterhin ausgetestet und das Kinderzimmer trotzdem nicht immer aufgeräumt sein. Warum also das Ganze?
Es war Marshall Rosenberg wichtig, dass seine Methode nicht zur emotionalen Manipulation verwendet wird. Eine empathische Kommunikation bedeutet nicht, dass dein Kind nun plötzlich wie ein kleiner perfekter Roboter funktioniert. Denn das soll es auch gar nicht!
Durch diese Methode wird sich aber die Beziehung zwischen dir und deinem Nachwuchs verändern. Der Umgang wird empathischer, respektvoller, gewaltfreier und liebevoller. Auf dieser Grundlage lassen sich Krisen und Konflikte viel leichter meistern.
Wenn du dich intensiver mit der gewaltfreien Kommunikation beschäftigen möchtest kann ich dir die folgenden beiden Bücher ans Herz legen:
Gewaltfreie Kommunikation im Kindergarten
Das Konzept der Giraffensprache kann Kindern mit dem Bild der Giraffe sehr anschaulich vermittelt werden. Daher wurde auch das Projekt Giraffentraum® ins Leben gerufen. Dieses Projekt basiert auf der gewaltfreien Kommunikation von Marshall B. Rosenberg.
Die Kinder lernen durch dieses Projekt innerhalb von 10 Tagen die Giraffensprache kennen durch eine Baby-Giraffe.
Das Ziel des Projektes ist es, dass die Kinder ausdrücken können, wie es ihnen geht und sich darum um die Bedürfnisse anderer Menschen kümmern. Sie können sagen, was sie brauchen und hören zu, wenn andere ausdrücken, was sie brauchen. Dieses Konzept beruht auf Achtsamkeit.
Ungefähr 50 Kitas im deutschsprachigen Raum haben bereits das Projekt Giraffentraum umgesetzt.
Warum brauchen Kinder Grenzen?
Natürlich müssen dem Kind vor allem in den ersten Lebensjahren alle Bedürfnisse komplett erfüllt werden, so baut sich das Urvertrauen in Eltern und andere Menschen auf. Nur wenn die kindlichen Bedürfnisse verlässlich erfüllt werden, kann sich das Kind gesund entwickeln.
Damit meine ich natürlich nicht dem Kind jeden Wunsch sofort und ohne Zögern zu erfüllen. Wenn euer Kind nach einem ein paar Meter entfernten Ball weint und es schon Krabbeln kann, dürft ihr es ruhig ermutigen sich selbst den Ball zu holen.
Vielmehr ist damit gemeint, die Bedürfnisse des Kindes richtig zu lesen und dann entsprechend zu handeln, indem ihr das Kind ernst nehmt und mit Zuneigung und Verständnis gegenüber tretet.
Nach und nach müssen Kinder jedoch auch lernen ihre eigenen Bedürfnisse aufzuschieben und die, der anderen zu berücksichtigen.
Mit diesem Prozess sollten dann auch die Grenzen langsam verschwinden.
Grenzen sind nämlich vor allem wichtig, wenn ein Mensch für sich selbst und für andere noch keine Verantwortung übernehmen kann.
Aber warum brauchen Kinder Grenzen?
- Grenzen schützen die Kinder und Andere, da die Kleinen die Folgen ihres Handelns oft nicht abschätzen können
- Grenzen zeigen von Verlässlichkeit: ein Kind kann sich auf die Eltern verlassen, wenn diese angemessene Grenzen setzen und Verantwortung übernehmen können.
- Grenzen erhalten Ordnung und zeigen den Handlungsspielraum auf, der Orientierung gibt.
Natürlich laden Grenzen die Kinder auch dazu ein, sie auszutesten und Neues zu wagen. Deswegen dürft ihr die Grenzen auch aufheben oder neu setzen, wenn ihr merkt, dass diese keinen Sinn mehr machen. Dieser Prozess zeugt nicht von Unsicherheit oder Autoritätsverlust.
Das ist vor allem bei fortschreitendem Alter der Kinder sehr wichtig, denn sie sollen auch motiviert sein ihre Umwelt zu entdecken.
Bildquellen
Mädchen schreit: macmao – https://pixabay.com/de/w%C3%BCtend-gr%C3%BCnland-joy-baby-asien-1859913/
Bauklötze: Thaliesin – https://pixabay.com/de/baukl%C3%B6tze-steine-bunt-spielzeug-1563961/
Finger: PublicDomainPictures – https://pixabay.com/de/michelangelo-abstrakt-junge-kinder-71282/
SafetyMum
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