Die Vorstellung, dass der eigene Nachwuchs sich frei im Internet bewegt, kann durchaus Magenschmerzen bereiten. Es ist bekannt, dass sich die Menschheit im World Wide Web nicht nur von ihrer Schokoladenseite zeigt.
Längst haben Messenger Apps die klassische SMS abgelöst und werden auch von Kindern rege genutzt. Nicht selten kommt es dabei vor, dass Kinder auch in Messenger Apps auf Inhalte stoßen, die nicht für ihr Alter geeignet sind, oder sogar von anderen belästigt oder beleidigt werden.
Wie kann man also dafür sorgen, dass das eigene Kind, auch im einer Chat App eine kindersichere Umgebung vorfindet? Das Team von Privalino hat sich dieser Herausforderung gestellt und eine Messenger App für Kinder entwickelt.
Im Interview erklärt Patrick Schneider, Geschäftsführer und Gründer von Privalino, was die App kann und welchen Gefahren Kinder beim Chatten ausgesetzt sein können.

Interview: kindersicher Chatten
mit Patrick Schneider
von Privalino
Safetymum: Hallo Patrick! Du und dein Team habt eine App entwickelt, die für mehr Kindersicherheit sorgen soll. Was genau kann diese App und wie funktioniert sie?
Patrick: Privalino basiert auf Telegram und kann daher prinzipiell alles, was ein gängiger Messenger auch kann. Allerdings haben wir aus Sicherheitsgründen einige neue Features eingebaut und andere wiederum Funktionen deaktiviert. So können Kinder in der ersten Version zunächst keine Bilder oder Videos verschicken. Damit beugen wir Sexting und Sextortion vor. In zukünftigen Updates soll eine Whitelist hinzukommen auf der, vertrauenswürdige Chatpartner, durch die Eltern eingetragen werden können. Mit diesen Partnern kann das Kind dann auch Bilder und Videos verschicken.
Die größte Sicherheit bei Privalino bieten unsere Algorithmen, die sämtliche Nachrichten analysieren und unsere Moderatoren bei Gefahr informieren. Diese menschlichen Moderatoren nehmen sich dieser potentiell gefährlichen Einzelfälle an und können Chatpartner blockieren und dem betroffenen Kind Hilfe anbieten.
Safetymum: Im Zusammenhang mit Kindersicherheit im Internet fallen oft Begriffe wie Grooming, Sexting, Sextortion und Cybermobbing. Was können sich Eltern unter diesen Begriffen vorstellen?
Patrick: Unter Cybergrooming versteht man die Anbahnung eines sexuellen Kontakts per Online-Kommunikation an ein Kind. Dies geschieht zum Beispiel in öffentlichen Chats, Social Networks und vor allem in Online Games. Cybergroomer versuchen in der Anbahnung das Vertrauen eines Kindes zu gewinnen, um Bilder und Videos zu erhalten (Sexting) oder zu erpressen (Sextortion), auf denen das Kind (teilweise) nackt ist, um Treffen zu vereinbaren oder um Cybersex zu haben, sei es schriftlich oder per Videotelefonie. Die Grenzen zwischen Cybergrooming, Sexting und Sextortion sind oft fließend. Auch beim Cybermobbing kann Sexting und Sextortion eine Rolle spielen. Das Mobbingopfer wird in diesen Fällen mit kompromittierendem Material erpresst und drangsaliert.

Als Digital Natives sind Kinder mit dem Internet aufgewachsen, weshalb es keinen Sinn macht, sie vom Netz auszuschließen.
Safetymum: Wie kann die Privalino App helfen, Kinder vor solchen Erfahrungen zu schützen?
Patrick: Zunächst sollten Eltern, nachdem sie Privalino installiert haben, das Smartphone so einstellen, dass ihr Kind keine Apps ohne Erlaubnis installieren oder deinstallieren darf. So kann sichergestellt werden, dass Privalino die einzige Kommunikationsplattform bleibt.
Wenn eine Konversation auf Privalino Hinweise auf Sexting oder Cybergrooming aufweist, geht ein Alarm an die Moderatoren aus. Diese prüfen die letzten Nachrichten auf deren Gefährdungspotential und behalten sich vor, den Kontakt zu sperren, sowie das Kind über die Gründe zu informieren. Eine Alarmierung der Eltern ist in naher Zukunft ebenfalls geplant. Sobald ein Nutzer bei Privalino auffällig geworden ist, behalten unsere Moderatoren ihn im Auge und bannen ihn unter Umständen vollständig von Privalino.
Safetymum: Eurer Webseite ist zu entnehmen, dass ihr in Zukunft plant, die Kontakte der Kinder durch die Eltern bestätigen zu lassen. Wie reagieren Kinder aus diesen Eingriff in ihre Privatsphäre?
Patrick: Die Einbindung der Eltern ist für das erste Quartal 2018 geplant. Allerdings haben unsere Testkinder bislang ein sehr positives Feedback abgegeben. Wir haben festgestellt, dass es Kindern im Alter von 7 bis 10 Jahren herzlich egal ist, welchen Messenger sie nutzen. Da sie ohnehin nur über einen vergleichsweise begrenzten Bekanntenkreis verfügen, ist es darüber hinaus leichter, diese von der Nutzung Privalino zu überzeugen. Trotzdem liegt ein weiter Weg vor uns, bis wir eine große Nutzerschaft zusammen haben.
SafetyMum
Viel zu oft kommt das Thema Kindersicherheit im Alltag zu kurz. Auf meinem Blog erfährst du alles wissenswerte rund um das Thema.

Die größte Sicherheit bei Privalino bieten unsere Algorithmen, die sämtliche Nachrichten analysieren und unsere Moderatoren bei Gefahr informieren.
Safetymum: Was sollten Eltern tun, wenn sie bemerken, dass ihr Kind im Netz von einer fremden Person kontaktiert wird?
Patrick: Die Frage ist schwierig zu beantworten. Was sie nicht tun sollten: Vorwürfe machen à la „Wieso treibst du dich überhaupt in diesem Forum/Chatroom herum?“ Denn ein großes Problem beim Cybergrooming ist vor allem die geringe Entdeckungsquote. Kinder berichten von sich aus nicht, wenn sie Opfer sexuellen Missbrauchs im Netz wurden. Grund hierfür ist unter anderem die Angst vor Bestrafung durch die Eltern.
Hat man einen Cybergrooming Fall entdeckt, sollte man mit dem Kind reden, den Chatpartner gemeinsam blockieren und unter Umständen Beweise sichern (Screenshots der Nachrichten oder Speichern des Verlaufs). Die Aufklärungsquote der Polizei beträgt bei Cybergrooming beachtliche 85 Prozent, daher ist eine Anzeige erfolgsversprechend. Ich persönlich würde jeden Fall anzeigen, da Cybergroomer unserer Erfahrung nach mit vielen Kindern sprechen und daher auch nach einer gescheiterten Anbahnung nicht unschädlich gemacht sind.
Safetymum: Besonders in Zeiten von Facebook, Whatsapp und Co. verbringen auch Kinder immer mehr Zeit online. In wieweit lässt sich der Alltag von Kindern noch in On- und Offline unterscheiden und welche Auswirkungen hat das auf die Gestaltung des Alltags der Kinder?
Patrick: Die Digitalisierung birgt unglaubliches Potenzial, sowohl für Erwachsene als auch für Kinder. Als Digital Natives sind Kinder mit dem Internet aufgewachsen, weshalb es keinen Sinn macht, sie vom Netz auszuschließen. Andererseits bereitet die Aufrechterhaltung verschiedener Online-Präsenzen auch Stress. Kinder müssen nicht nur im realen Leben bestehen, sondern auch noch ihren Snapchat und Instagram Account bespielen und im Online-Gaming mit der Community interagieren. Ohne die nötige Medienkompetenz und Kontrolle durch Eltern, Lehrer und Anbieter der Online-Angebote, ist es fahrlässig, wenn man ein Kind sich einfach selbst überlässt. Julia von Weiler, Vorsitzende von Innocence in Danger e.V., sagte einmal, einem Kind einfach so ein internetfähiges Smartphone in die Hand zu drücken sei vergleichbar damit, es mit einem Dreirad auf eine Autobahn zu schicken. Trotz der großes Gerätekompetenz der Kinder ist, schon allein durch ihre kognitiven Möglichkeiten bedingt, kein ausreichendes Reflexionsvermögen vorhanden.
Safetymum: Was würdest du Eltern empfehlen, die ihren Kindern ein Smartphone kaufen möchten?
Patrick: Überlegen Sie, ob Ihr Kind die nötige Reife besitzt, um mit so einem Gerät verantwortungsvoll umzugehen. Wenn Sie zu dem Schluss kommen, Ihrem Kind ein Smartphone zu kaufen, kontrollieren Sie, welche Apps das Kind nutzt und sprechen Sie regelmäßig mit dem Kind über die Erfahrungen, die es im Netz gemacht hat. Kindersichere Apps wie Privalino sind ein guter Weg, um einige Gefahren abzuwenden, bevor sie zum Problem werden können.
Bildquellen
Junge mit Handy: Gaelle Marcel – https://unsplash.com/photos/FLdK5N-YGf4
Privalino Logo, Team Photos: Privalino
SafetyMum
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